학술논문

Why the Nebra Sky Disc Dates to the Early Bronze Age. An Overview of the Interdisciplinary Results
Document Type
research-article
Source
Archaeologia Austriaca, 2020 Jan 01. 104, 89-122.
Subject
Language
English
ISSN
00038008
18162959
Abstract
It is not unusual that archaeological finds come under renewed scrutiny. This is actually an important part in the progress of scientific research. All the more so when important and ground-breaking discoveries are involved, like the Nebra Sky Disc, which is listed among the UNESCO “Memory of the World”. However, in most cases a new assessment is based on new data or insights. None of this is presented in a recently published article by Gebhard and Krause (2020). Instead, their argument is based on early published and unpublished material, which is used and cited selectively and ignores a substantial number of subsequent publications. Since the Nebra Sky Disc is a unique find that was not recovered during a controlled excavation, it can neither be dated by traditional typological methods nor prima facie by its appearance. Moreover, there is no scientific method yet available to date copper alloys exactly, so that the date suggested in the original publication was established by reconstructing the find context and by analysing the accompanying finds that are typologically and radiocarbon dated to around 1600 BC. The find location on the Mittelberg was excavated in great detail and a number of scientific analyses confirmed the testimony of the looters in a court trial that the Sky Disc had been buried there together with the accompanying finds. These analyses also disproved an earlier claim that the Sky Disc was a modern fake. This allegation is not repeated by Gebhard and Krause (2020) but they do use similar arguments for their claim that the Sky Disc was not found together with the hoard and may not even have been on the Mittelberg near Nebra. By contrast, they assert that the Sky Disc should be typologically dated to the Iron Age. It can be shown that their arguments are based on a distortion of the evidence derived both in the court trial and by scientific analyses. They combine their proposal with a superficial typological discussion of the image displayed on the Sky Disc. As this overview demonstrates, through interdisciplinary studies it is possible to determine the origin and composition of the Nebra hoard with the greatest possible certainty. This determination was based on results from sediment attachments, the chemical concentrations of gold and copper in the geological subsoil of the findspot, astronomical references, as well as an analysis of the traces left by the looters, police investigations, and a comprehensive confession by the offenders, which has confirmed the independently obtained archaeological and scientific observations.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass archäologische Funde einer erneuten Prüfung unterzogen werden; dies ist eigentlich ein wichtiger Teil im Fortschritt der wissenschaftlichen Forschung. Umso mehr gilt das, wenn es sich um wichtige und bahnbrechende Entdeckungen handelt, wie die Himmelsscheibe von Nebra, die in das UNESCO-Welt-dokumentenerbe („Memory of the World“) aufgenommen wurde. In den meisten Fällen beruht eine neue Beurteilung jedoch auf neuen Daten oder Erkenntnissen. Nichts davon findet sich in einem kürzlich veröffentlichten Artikel von Gebhard und Krause (2020). Stattdessen stützt sich ihre Argumentation auf früh veröffentlichtes und unveröffentlichtes Material, das selektiv verwendet und zitiert wird und eine beträchtliche Anzahl von Folgepublikationen ignoriert. Da es sich bei der Himmelsscheibe von Nebra um einen einzigartigen Fund handelt, der nicht bei einer kontrollierten Ausgrabung geborgen wurde, kann sie weder mit traditionellen typologischen Methoden noch prima facie nach ihrem Aussehen datiert werden. Zudem gibt es noch keine wissenschaftliche Methode zur exakten Datierung von Kupferlegierungen, so dass die in der Originalpublikation vorgeschlagene Datierung durch die Rekonstruktion des Fundkontextes und durch die Analyse der Beifunde, die typologisch und radiokohlenstoffdatiert um 1600 v. Chr. liegen, ermittelt wurde. Der Fundort auf dem Mittelberg wurde sehr detailliert ausgegraben und eine Reihe von wissenschaftlichen Analysen bestätigten die Aussage der Raubgräber in einem Gerichtsverfahren, dass die Himmelsscheibe dort zusammen mit den Begleitfunden vergraben lag. Diese Analysen widerlegten auch eine frühere Behauptung, dass die Himmelsscheibe eine moderne Fälschung sei. Diese Behauptung wird von Gebhard und Krause (2020) zwar nicht wiederholt, aber sie verwenden ähnliche Argumente für ihre Behauptung, dass die Himmelsscheibe nicht zusammen mit dem Hort und vielleicht nicht einmal auf dem Mittelberg bei Nebra gefunden wurde. Stattdessen behaupten sie, dass die Himmelsscheibe typologisch in die Eisenzeit datiert werden sollte. Es lässt sich zeigen, dass ihre Argumente auf einer Verzerrung der sowohl im Gerichtsverfahren als auch durch wissenschaftliche Analysen gewonnenen Beweise beruhen. Sie verbinden ihren Vorschlag mit einer oberflächlichen typologischen Diskussion des auf der Himmelsscheibe dargestellten Bildes. Wie dieser Überblick zeigt, ist es durch interdisziplinäre Studien möglich, Herkunft und Zusammensetzung des Nebra-Horts mit größtmöglicher Sicherheit zu bestimmen. Diese Bestimmung basiert auf den Ergebnissen von Sedimentanhaftungen, den chemischen Konzentrationen von Gold und Kupfer im geologischen Untergrund der Fundstelle, astronomischen Referenzen sowie einer Analyse der von den Raubgräbern hinterlassenen Spuren, polizeilichen Ermittlungen und einem umfassenden Geständnis der Täter, das die unabhängig gewonnenen archäologischen und wissenschaftlichen Beobachtungen bestätigt hat.